Historie
Die Geschichte des Amtsgerichts Lüneburg begann am 1. Oktober 1852.
In diesem Zeitpunkt trat das Gesetz über die Gerichtsverfassung für das Königreich Hannover vom 8. November 1850 in Kraft. Mit diesem Gesetz wurde die Trennung von Rechtspflege und Verwaltung für alle Instanzen vollzogen. Die Gerichtsbarkeit wurde vollständig auf staatliche Gerichte übergeleitet. Damals entstanden als Untergerichte die Amtsgerichte. Sie lösten die ständischen und städtischen Gerichte ab.
Das Amtsgericht Lüneburg war bei seiner Einrichtung mit drei Amtsrichtern besetzt. Es war für ca. 36.000 Einwohner zuständig, von denen 17.000 in der Stadt Lüneburg lebten.
Im Jahre 1945 wurden die Gerichte und auch das Amtsgericht Lüneburg vorübergehend vollständig geschlossen. Nach der Wiedereröffnung noch im Jahre 1945 verfügte das Amtsgericht Lüneburg über fünf Richter, die für eine Einwohnerzahl von 60.000 Bürgerinnen und Bürgern zuständig waren.
Der erste Zivilprozess wurde nach dem Krieg am 19. November 1945 verhandelt. Es wurde im Wege der einstweiligen Verfügung die Herausgabe eines Küchenherdes verlangt. Die ersten Strafverhandlungen fanden beim Amtsgericht Lüneburg am 5. Dezember 1945 statt. In der damaligen Zeit wurden hauptsächlich Strafsachen wie Abtreibung, Diebstahl, Wilderei, Schwarzhandel, Schwarzschlachten und verbotenes Buttern verhandelt.
Heute sind am Amtsgericht Lüneburg 16 Planrichter beschäftigt und für einen Bezirk zuständig, der etwa 160.000 Einwohner umfasst. Außerdem sind in der Vergangenheit eine Vielzahl von richterlichen Aufgaben auf die Rechtspfleger übertragen worden. Bei dem Amtsgericht Lüneburg sind derzeit 25 Rechtspfleger tätig. Insgesamt hat das Amtsgericht Lüneburg 146 Mitarbeiter einschließlich der neun Gerichtsvollzieher, die im Amtsgerichtsbezirk tätig sind.
Die räumliche Unterbringung des Amtsgerichts Lüneburg hat sich seit 1852 mehrfach geändert. Es war nach der Auflösung des Stadtgerichts Lüneburg zum 1. Oktober 1852 in zwei Gebäuden untergebracht. Die für den Stadtbezirk zuständigen zwei Richter hatten ihren Sitz im Rathaus am Ochsenmarkt. Eine weitere Abteilung befand sich im Gebäude des Obergerichts Auf dem Michaeliskloster 7. Von 1866 bis 1925 hatte das Amtsgericht seinen Sitz im Gebäude Auf dem Michaeliskloster 8 bzw. Am Graalwall. Am 1. Oktober 1925 zogen das Land- und das Amtsgericht in das Schloss Am Markt 7 ein. In der Folgezeit wurden mehrere Außenstellen des Amtsgerichts gebildet. Erst seit dem 6. Juni 1983 sind alle Abteilungen des Amtsgerichts in dem ehemaligen Regierungsgebäude Am Ochsenmarkt 3 untergebracht.
Dieses Gebäude wurde 1849 erbaut und hatte damals die Bezeichnung "Hertogen-Hus". Nach der Errichtung zog dort die Kontrolle der Herzöge von Braunschweig/Lüneburg, die Landdrostei, ein. Erst ca. 1885 wurde das Gebäude Sitz des Regierungspräsidenten. Insgesamt residierten in dem Gebäude acht Landdrosten und 22 Regierungspräsidenten. Die Wappen in den Fenstern des Sitzungssaales 125 zeugen heute noch von den damaligen hannoverschen Drosteien.
Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Amtsgerichte im ehemaligen Königreich Hannover am 1. Oktober 2002 wurde eine Festschrift verfasst. Nachfolgende finden Sie das Inhaltsverzeichnis.
Vorwort
Das Amtsgericht Lüneburg – seine Errichtung – sein Bezirk
1900 bis 1918 - Das Bürgerliche Gesetzbuch, die Vorkriegszeit und der 1. Weltkrieg
Das Amtsgericht Lüneburg in der Weimarer Republik
1. Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse beeinflussen die Gesetzgebung
2. Im Amtsgericht Lüneburg
3. Friedrich Daubenspeck- ein Amtsgerichtsdirektor seiner Zeit
4. Der Umzug in das "Schloss am Markte" am 01.10.1925
Das Amtsgericht Lüneburg in den Jahren 1933 bis 1945
1. Die Zeit der "Machtergreifung" 1933
2. Der nationalsozialistische Staat und die Unabhängigkeit der Justiz in Lüneburg
3. Die Verfolgung der jüdischen Mitbürger in Lüneburg
4. Die Direktoren des Amtsgericht Lüneburg 1933 – 1945
5. Das Lüneburger Amtsgericht in den Kriegsjahren 1939-1945
Die Besatzungszeit
1. Die Besetzung Lüneburgs und die Übernahme der Justizhoheit durch die Briten
2. Die Wiederaufnahme der Rechtspflege
a. Die Wiedereröffnung der Amtsgerichte
b. Die rechtlichen Grundlagen der Arbeit der Richter
c. Die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebes der Amtsgerichte und die Schwierigkeiten
d. Die Strafsachen nach der Wiedereröffnung der Amtsgerichte
e. Die schwierige Ernährungssituation der Bediensteten
3. Die Entnazifizierung
a. Allgemeines
b. Die Richter des Amtsgerichts Lüneburg
4. Eva Lietz – die erste weibliche Richterin im Landgerichtsbezirk Lüneburg
Von den Anfängen der Bonner Republik bis zur Jahrtausendwende
1. Die 50er Jahre: Aufbau in bedrängten Verhältnissen
a) Die Schwierigkeiten der Anfangsjahre
b) Überlieferte Begebenheiten aus der damaligen Zeit
c) Die "Lüneburger Hexenprozesse"
2. Die 60er Jahre : Konsolidierung in den Jahren des Wirtschaftswunders
a) Die Neuordnung des Rechtspflegeramtes
b) Justizoberamtmann Karl Drischler
c) Der "Küchenpavillion"
d) Radio "Carola"
3. Die 70er Jahre: Zeiten des Wandels
a) Neuerungen für das Richteramt
b) Direktor des Amtsgerichts Dr. Hertz-Kleptow
c) Steigende Geschäftszahlen
d) Der "Schauprozess" der 68er
e) Schwester Elisabeth
f) Die Familienrechtsreform 1977
4. Die 80er Jahre: der Umzug in das Drosteigebäude
5. Die 90er Jahre: das Amtsgericht Lüneburg nach der Wiedervereinigung und im Zeitalter der EDV
a) Die Aufbauhilfe für das Amtsgericht Köthen
b) Das neue Betreuungsrecht von 1992
c) Der Wachwechsel 1998
d) Neue Herausforderungen und Belastungen
e) Resumee
Die Auflösung des Amtsgerichts Bleckede
Die Eingliederung des Amtes Neuhaus im Jahre 1993
Einrichtungen von Serviceeinheiten im Zusammenhang mit strukturellen Veränderungen in der Justiz
Wie war die Organisation der Gerichte im August 1995?
Die Einführung der Serviceeinheiten
Von der Kielfeder zum modernen PC
Die technische Entwicklung im Amtsgericht Lüneburg
Zukünftige Projekte